Ultra- und Marathonläufer Felix Kuschmierz (M30) am Ziel seiner größten Herausforderung
Am 24.02 war es endlich so weit. Der Transgrancanaria fand zum 21. Mal statt. Es wurden 6 Strecken (5 km, 12 km, 25 km, 45 km, 85 km und 128 km) angeboten. Auf der Classic-Distanz wird die Spartan Trail Weltmeisterschaft ausgetragen. Ich habe mich in Vorbereitung auf das 100-Meilen Rennen im September für die 128 km gemeldet. Das war mein bisher längstes Rennen.
Ein vielversprechender Kurs mit 133,8 km Länge und 6.500 Höhenmetern. Insgesamt starteten ca. 610 Läufer*innen, darunter auch einige Profis. 338 Läufer*innen schafften es innerhalb der maximal 30 Stunden ins Ziel. Mein Plan war es, vor der zweiten Nacht im Ziel zu sein, aber erfahrungsgemäß sind Bergrennen > 100 km nicht wirklich planbar. Es gibt immer Überraschungen und gerade das macht für Viele den Reiz aus. Der Startschuss fiel um 0:00 Uhr. Bis zum Sonnenaufgang waren es noch knapp 7,5 Stunden. Der Kurs schlängelt sich für die ersten 50 km durch grüne Berghänge, die Wege sind teilweise schlammig, aber gut markiert. Dieses Jahr hat das Wetter mitgespielt und wir hatten eine sternenklare Nacht mit 10-15 °C. Zum Sonnenaufgang waren für mich die ersten 53 km geschafft und ich konnten die Stirnlampe gegen die Sonnenbrille tauschen. Mit zunehmender Höhe in der Inselmitte wurden die Wege felsiger und teilweise technischer.
Nach knapp 65 km bekam ich muskuläre Probleme im Oberschenkel, dadurch war ich gezwungen bergab zu gehen. Um nicht zu viel Zeit zu verlieren, habe ich die Intensität an den Anstiegen erhöht. Gefühlt wurden die Abstände zwischen den Verpflegungs-Stationen immer länger und teilweise schliefen einzelne Läufer auf Campingstühlen oder auf dem Boden. Nach knapp 89 km schwanden auch meine Kräfte und ich dachte ans Aufgeben, aber aufgrund eines motivierenden Telegramms und einer Wette habe es doch noch über Roque Nublo zur Verpflegungsstation El Garanon (km 93) geschafft. Ich war am Ende meiner Kräfte, aber nach 45 min setzte ich mich wieder in Bewegung. Direkt nach dem höchsten Punkt der Strecke (1.840 m) ging es nun überwiegend bergab. Laut Beschilderung waren es nur noch 35 km, aber wie sich später noch herausstellte waren es noch 40,8 km. Die Landschaft ist sehr schön, aber genießen konnten nur noch Wenige. Nach ca. 105 km ging die Sonne wieder unter und der Schlafmangel machte sich zusätzlich bemerkbar. Nach 24:21 Stunden und 133,8 km habe ich das Ziel erreicht. Noch nie hat sich ein Zielsprint in 4:30 min/km so schnell angefühlt. Im Ziel war ich komplett erschöpft und mir kamen wie auch schon zuvor im Rennen die Tränen. Am Ende wurde das Rennen im Kopf entschieden.
Text: Felix Kuschmierz