Für die meisten Trailläufer ist es das größte und wichtigste Rennen des Jahres. Wie auch für unseren Felix Kuschmierz (M30). Die Strecke führt einmal um das Mont-Blanc Massiv. Um überhaupt starten zu können, benötigt man jedoch mindestens ein Quali-Rennen (in der Regel mind. 100 km in den Bergen) und etwas Glück in der Lotterie. Im Januar erfuhr Felix bereits, dass er einen der begehrten Startplätze bekommen habe. Somit stand der Saisonhöhepunkt fest. Das Rennen startet in Chamonix (Frankreich) und führt über Italien und die Schweiz wieder zurück nach Chamonix.
Am 01.09 um 18:00 Uhr war es nun endlich so weit. So musste er zugeben, zu seiner eignen Überraschung, sehr entspannt im Startblock stand. Seine angepeilte Zielzeit lag bei 30 Stunden (das Zeitlimit lag bei 46,5 Stunden). So war ihm bewusst, dass auf den über 170 km in den Bergen alles passieren kann, zumal er noch nie länger als 130 km gelaufen ist.
Das Wetter war nahezu perfekt. Die Stimmung an der Strecke war einmalig. Das hatte Felix so noch nie erlebt. Nach ca. 25 km ging dann zu ersten Mal die Sonne unter. Das Rennen lief ganz nach Plan und die Beine waren noch sehr entspannt. In der Nacht achtete er besonders drauf nicht auszukühlen. Nach ca. 50 km wurden Teile der Pflichtausrüstung gecheckt.
Das brachte ihm etwas aus dem Rhythmus, aber kam schnell wieder zurück. Insgesamt konnte seine Crew (bestehend aus den Eltern von Felix und seiner guten Freundin Lisa) an 5 Punkten supporten. Einer davon war in Courmayeur (km 81). Dort ging es nach einer längeren Pause (ca. 30 min) gereinigt und mit frischem Shirt wieder auf die Strecke. Mit der aufgehenden Sonne spürte man nun eine erste Müdigkeit, aber geschlafen wird erst in Chamonix.
Die folgenden 20 km bis zum Grand Col Ferret (höchster Punkt der Strecke und Grenze Italien/Schweiz) wurden zum schwierigsten Teil des Rennens, da die Beine kaum noch zu heben waren und er große Strecken gehen musste. Mit dem langen Downhill in Richtung La Fouly kam das Laufen wieder.
Nach seinem ersten Tief hatte Felix wieder seinen guten Rhythmus gefunden. In La Giète (km 140) erwartete ihn Lisa. Es war schön wieder ein vertrautes Gesicht zu sehen. Lisa hat mich vor allem mental unterstützt. Im Downhill lernte ich Remi kennen. Wir sind die letzten 38 km größtenteils gemeinsam gelaufen.
In Vallorcine zeigte seine Uhr bereits 160 km an und die Sonne ging nun zum zweiten Mal unter. Mittlerweile machte sich der Schlafmangel mit verschiedenen Symptomen bemerkbar, aber in Gedanken visualisierte Felix das Ziel in Chamonix vor Augen. Um 23:34 Uhr erreichten Remi und ich das Ziel innerhalb der angestrebten 30 Stunden. Der Zieleinlauf war für uns sehr emotional. Am Ende war es eine großartige Grenzerfahrung umgeben von vielen netten Menschen auf einer wunderschönen Strecke.
Und hier die Fakten:
Artikel © by Felix Kuschmierz